Mittwoch, 23. März 2011

Lagebericht

Hallo liebe Leser,
seit dem letzten Blogeintrag ist so Einiges passiert, was ich euch nicht vorenthalten will.
Also los geht's:

Da es ja leider mit dem Visum für Burkina Faso und dem dort stattfindenden Film-Festival dank schlampiger Handhabung durch afs nicht geklappt hat, bin ich nach dem Midstay-Seminar erstmal wieder übers Wochenende nach Busua gefahren. Dort fand das Asabaako Musikfestival statt, welches wohl eine Nummer kleiner ausgefallen ist als von Vielen erwartet und vor allem vom Veranstalter geplant. Es sind wohl viele Musiker einfach nicht gekommen...Mir hat es trotzdem viel Spaß gemacht.
Musik und Tanz am Strand; für manches Kind sehr anstrengend.
Es baut ein Bibabutzemann ein Schloss für die Palmenkönigin.

Zurück in Obosomase bekam ich dann die unfreundliche Nachricht, dass ich ausziehen müsse. Mein Gastvater versicherte mir, dass es nichts mit mir zu tun habe, jedoch ist er mit der Behandlung durch afs (meine Organisation) mehr als nur unzufrieden. Er erzählte mir (unter anderem), dass er damals erfahren habe, dass er eine Freiwilligen aufnehmen soll, als ich schon (nichtwissend!) auf der Türschwelle stand. Außerdem wurde ihm erzählt, dass ich nur 6 Monate bleiben würde (wovon ich auch wieder nichts wusste). Judith musste ihre Familie ebenfalls verlassen, aus den gleichen bzw. ähnlichen Gründen. Ich kann beide Familien gut verstehen, da auch wir Freiwilligen immer wieder Probleme mit afs-Ghana haben. Viele mussten ihre Gastfamilie und auch ihr Projekt wechseln und es gibt immer noch Ungereimtheiten mit den Visas und noch Anderes.  An dieser Stelle möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die ganzen Ungereimtheiten und Unmöglichkeiten von afs-Ghana produziert werden, und afs-Deutschland (die einen super Job machen!) damit rein gar nichts zu tun hat!

Judith und ich packten also unsere Sachen und wohnen jetzt zusammen in einer Wohnung in der Nähe unserer Kontaktperson. Meine erste WG! Jeder der mich kennt kann sich vorstellen wie gut mir das gefällt! Nach über 20 Jahren Familienleben bin ich wirklich froh über diese neue Freiheit.
 Judith und ich wohnen also nun in einem Haus mit 2 Schlafzimmern, herrlich verschachteltem Wohnzimmer, Toilette und Küche. Allerdings ist die Wohnung (ausgenommen 2 Betten und 2 Sesseln sowie 2 Stuhl-Tischkombos) nicht möbiliert, sodass wir und erstmal einrichten müssen, was sicherlich noch etwas dauern wird.
Judith hat übrigens gerade Besuch von Friedjof, der für drei Wochen dem kalten Deutschland entflohen ist und sich nun von Judith das Land und Leute zeigen lässt. Die Beiden sind gerade im Norden Ghanas unterwegs, wo durch die lange Trockenzeit gerade Wasserknappheit herrscht.
Meine erste Woche in meiner ersten WG lebe ich also alleine...
Die Brücke ins Paradies

Letztes Wochenende war ich mit einigen Freunden in Ada-foah, welches an der Mündung des Volta-Flusses ins Meer liegt. Während des Aufenthalts ist mir plötzlich klar geworden, wie normal für mich ein mit Palmen gesäumter Postkarten-Strand geworden ist. Natürlich, ich habe das Wochenende in vollen Zügen genoßen, jedoch hatte ich kein "Boah"-Gefühl mehr, wie ich es sicherlich am Anfang gehabt hätte.Ich wurde letzetns per e-mail gefragt, warum ich eigentlich soviel frei hätte und so viel reise. Erstmal muss ich eingestehen, dass unsere Schule wirklich lange Ferien zwischen den Terms hat und viele freie Tage und lange Wochenenden. Dass ich nun wirklich viel unterwegs bin liegt allerdings daran, dass ich versuche die normalen Wochenenden "effektiv" zu nutzen. Meine Arbeitszeit wird dadurch nicht beeinträchtigt.





Die Klassenzimmer
Am Montag traf ich mich mit Kofi an einer Grundschule in Aburi (Kofi ist der Leiter des Fahrradverleihs und wurde letzt zum Assemblymen für Aburi gewählt). Die Grundschule ist die älteste Schule im Umkreis und so sieht sie momentan auch aus. Die Klassenzimmer bestehen aus verrotteten Holzverschlägen, die Toilette ist als solche gar nicht vorhanden und zum krönenden Abschluss liegt die unbefestigte "Kanalisation" direkt hinter den Klassenzimmern und stinkt vor sich hin. Das etwas passieren muss, um den Kindern ein angemessenens Lernumfeld zu geben ist eindeutig.
Mehr dazu in den nächsten Tagen.

Übrigens fanden letzte Woche die Schulmeisterschaften in Leichtathletik statt. 17 Schule aus dem Akuapim-North-District kamen zusammen und ließen ihre jeweils besten zwei Athleten in den verschiedensten Disziplinen antreten. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es hier schneller, weiter und höher zuging als in vergleichbaren deutschen Events. Passend dazu jedoch um einiges dramatischer. So wurden die völlig erschöpften Läufer beim Staffelrennen schnell von der Laufbahn geschleift um Platz zu machen, es gab laute Schreie beim Speer- und Diskus-Werfen und die mitgereisten Schüler gaben Alles, um ihre Athleten anzufeuern. Unsere Mädels schafften es auf den 8 Platz, und unsere Jungs auf den 3.

Im Skatepark ist nicht sehr viel passiert. Zwar habe ich wieder begeisterte Jugendliche gefunden, denen ich morgen ein Skateboard mitbringe, jedoch komme ich kaum dazu, mich um weitere Rampen zu kümmern. Doch dieses Wochenende will ich mal zuhause bleiben und hoffe dann auch in dieser Richtung was zu schaffen.

Diese Woche habe ich nun neben der Arbeit in der Schule viel zu tun mit dem anstrengenden Feilschen und Einkaufen für die Wohnungseinrichtung sowie mit Planungen für Verbesserungen für die Grundschule, kann dafür allerdings nun (auch ohne gemütliches Möbiliar) im "eigenem" Heim abends viel besser entspannen.

Das wars erstmal von mir, in den nächsten Tagen zu den jeweiligen Themen mehr.

Freitag, 4. März 2011

Midstay - Seminar

Die deutsche afs-Gruppe vor dem Wli-Wasserfall
Letzte Woche fand für fünf Tage unser midstay-Seminar statt. Alle weltwärts-Freiwilligen trafen sich im afs-office und wir fuhren nach Ho, der Hauptstadt der Voltaregion im Osten Ghanas. Die Voltaregion gehörte zu Kolonialzeiten (mit Togo) zum Togoland, und war deutsche Kolonie. Der deutsche Einfluss ist größtenteils verschwunden, nur ab und an trifft man zum Beispiel auf "Klinsmann Barber Shop" oder Ähnliches.
Das wollte ich schon immer mal gemacht haben!
Die Woche war angenehm; es gab gutes Essen (viel Salat!) und neben den Einheiten unternahmen wir ein paar Ausflüge zum Wli-Wasserfall (welcher in Togo beginnt und in Ghana endet) und unternamen eine hiking-tour, also Wandern mit ein bisschen Klettern zu einem paradiesischen Wasserfall mittem im Wald, sowie eine ghanaisch kulturelle Tanzshow.
Während der Einheiten sprachen wir über Erfahrungen, Probleme, Organisatorisches, interkulturelle Dinge und Sonstiges. Auf ghanaische Art war das keinesfalls langweilig, da neben den Ausflügen auch andere angenehme Tagespunkte eingeworfen wurden. So sollten wir einen deutschen Abend gestalten, was wir denk ich gut meisterten. Eli, Ingo und Judith haben Kaiserschmarrn zubereitet, welcher ausgezeichnet geschmeckt hat und dementsprechend auch nach kurzer Zeit aufgegessen war. Denys, Helen und Lisa tanzten einen schönen bayrischen Schuhplattern, worauf Arne, Hans und ich die gemütlich "Flens" (mit Flop!) trinkenden Fischköppe spielten. Amina, Martin und Anna veranstalteten dann mit uns einen deutschen Kindergeburtstag, inkl. "Reise nach Jerusalem", Topfschlagen und natürlich Süßigkeiten. Es war schön anzusehen, wie 20-jährige junge Menschen zu Klein(st)kindern werden, sobald sie "dürfen". Hat sehr viel Spaß gemacht. :-)



















Nana Kwasi - Kickturn ,woohooo!




Zu Anfang des Seminars habe ich über Nacht Knieschmerzen bekommen, die bis jetzt nicht vollkommen verheilt sind. Ich hoffe das legt sich mit der Zeit, denn Nana Kwasi und z.B. auch Jonathan machen gute Fortschritte auf dem Brett und ich hab viel Motivation mit ihnen Rampen zu bauen und viel Skateboard zu fahren!









Nach dem midstay wollten Judith und ich eigentlich den Mid-Term-Break nutzen, um zum Filmfestival in Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso, zu fahren. Doch da afs-Ghana es (bis jetzt!) nicht auf die Reihe bekommen hat, uns unsere Reisepässe wiederzugeben (wir waren bis vor kurzem, wegen fehlendem Visas illegal in Ghana) konnten wir uns kein Visa für Burkina Faso holen. Doch das Alles ist noch ein ganz anderes Thema.
So fahr ich wieder nach Busua, wo dieses Wohenende ein Festival stattfinden wird.

Als Abschluss noch ein Bild aus meinem Alltag:

Ich wasche meine Wäsche hier mit der Hand auf dem Hinterhof, was in der Mittagssonne ziemlich anstrengend ist. Ein T-Shirt anzuhaben wäre sinnlos, es wäre eh nach einer Minute vollgeschwitzt ;-)

Mittwoch, 2. März 2011

B.A.S.I.C.S. Dokumentation

Ich habe vor einiger Zeit von den Dreharbeiten an einem Dokumentationsfilm über B.A.S.I.C.S. international geschrieben.

Als Gedankenstütze hier ein Auszug aus dem damaligen (17.11) Beitrag:

Von Montag bis heute, Mittwoch, filmten und filmen wir zusammen eine Werbung für sein Projekt, B.A.S.I.C.S (Brothers and Sisters in Christ Serving). Das Projekt braucht Sponsoren um weiter wachsen zu können; weitere Projekte und mehr Kindern Essen und Hausaufgabenhilfe zu bieten. Basics liegt in Chorkor, laut der Bevölkerung der ärmste Stadtteil Accras. Das Bild kann ich nur bestätigen, bei den Filmarbeiten im Stadtteil fanden wir primitive Lebensverhältnisse vor, und ich fühlte mich mit der Kamera in der Hand sehr unwohl, bzw. in einer Art pervers. Die Menschen wollten (verständlicherweise) meist nicht gefilmt werden und rufen zornig bis wütend Bemerkungen zu uns. Auch die Erklärungen unseres ghanaischen Begleiters (alleine hätte ich mich mit der Kamera nicht dorthin getraut), dass es sich nicht um eine touristische Aktion sondern um einen Film zur Entwicklungshilfe des Ortes führen wird stießen auf taube Ohren. Es war wirklich nicht einfach.
Das war eine Erfahrung die ich mir von meinem Freiwilligendienst erwartet habe. Seelisch an Grenzen zu stoßen, und ich bin froh, dass hinter mir zu haben, Angenehm war das sicherlich nicht.

Für Interessierte habe ich die Dokumentation auf youtube hochgeladen. Hier der Link:


Die Dokumentation ist auf Englisch, falls eine deutsche Übersetzung nötig sein sollte kann ich mich auf Anfrage darum kümmern.