Hallo liebe Leser und Leserinnen.
Mir geht es weiterhin gut hier, doch da die letzten Einträge hauptsächlich über besondere Ereignisse handelten, hier jetzt ein Text um und über meinen Alltag:
Das Projekt enttäuscht mich momentan noch ziemlich. Einige Lehrer sind anscheinend (immernoch!) beim Census beschäftigt, und so gibt es noch keine normalen Schulalltag. Allerdings konnten wir schon ein paar Stunden anschauen. Der Unterricht ist kaum anders zu „normalen“, halt nur in einer anderen Sprache, und es ist wesentlich ruhiger.
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Das Hauptgebäude der Schule |
Der Stoff, der hier unterrichtet wird ist meist nicht allzu schwer, nur in Mathe knüpft es locker an deutsches Abi an.Neben dem Anschauen von Stunden haben Judith und ich allerdings nichts zu tun. So unterhalten wir uns mit den Lehrern (die größtenteils hören können) und den Schülern(die übrigens 20 Jahre oder älter sind), bringen ein bisschen Deutsch bei oder spielen Tafelspiele und lernen dabei immer mehr Gebärdenzeichen.
Mal schauen wie sich das noch entwickelt, ob wir noch etwas „Handfestes“ zu tun bekommen. Ich bleibe optimistisch und versuche irgendwas zu machen.
Mit meiner Familie ist alles super, wir haben bisher nicht einen Konflikt gehabt. Mit meinem Hostdaddy kann ich mich sehr gut unterhalten, so sitzen wir abends ab und zu mit einem Glas Wein am Essenstisch und reden über Probleme und Politik Ghanas/Deutschlands.
Meine Hostmummy schneidert weiterhin den ganzen Tag über oder kümmert sich um den Haushalt und erlaubt mir kaum ihr zu helfen, ab und an darf ich meine eigenen Mahlzeiten zubereiten und ich hab durchgeboxt, dass ich auch mal den Abwasch machen „darf“. Ich glaube ein paar Tage Urlaub würden ihr sehr gut tun... Sie redet immer weniger Englisch mit mir, damit ich schneller und besser Twi lerne. Sie hat ja Recht...
Mit meinem kleinen Bruder ist es auch weiterhin super. Er hat sich jetzt sein Fahrrad fit gemacht, und so sind wir eine kleine Tour zu seiner Schule und durch die Dörfer gefahren.
Die ganzen kleinen Nachbarsjungens sind oft ziemlich nervig(gerade tanzt wieder einer um mich rum und macht allerlei Faxen), aber nach dem Aufstellen gewisser Spielregeln und -zeiten ist es nicht mehr ganz so krass und die „Mr. Uncle Klaas“ - Rufe werden spärlicher.
Der Hund, mit dem ich hier gern gespielt/gekämpft habe, und damit fast eine Art Aika-Ersatz für mich war, ist letztes Wochenende gestorben. Nachdem mein kleiner Bruder mir das gesagt hatte, brachte er es ziemlich auf den Punkt:
„All the dogs you love died.“
Das Essen. Da ich bisher noch nichts dergleichen geschrieben habe gibt’s jetzt erstmal eine Einführung in die Ghanaische Küche:
Drei Gerichte, die oft als Beispiel herangezogen werden sind Fufu, Banku und Kenkey.
Der Teig der drei Gerichte besteht jeweils aus Mais, und jeweils noch anderen Zutaten, die ich bis jetzt noch nicht ganz raus habe.
Fufu; ein großer Teigbällchen in einer scharfen Suppe. In der Suppe ist Fisch oder auch Ziegenfleisch. Fufu wird mit Händen bzw. nur der rechten Hand gegessen. Man trennt etwas vom Teigbällchen ab, tunkt es in die Suppe und tut (mir ist kein besseres Wort eingefallen...) es in den Mund. Gekaut wird es wegen der zähen Konsistenz nicht, nur hinuntergeschluckt.
Banku; ähnlich wie Fufu, nur fester, sodass man es kauen kann. Die Suppe ist nach ganz so scharf und auch etwas dickflüssiger. Gefällt mir schon viel besser!
Kenkey; Kenkey ist am festesten, und wird meist mit Stew gegessen. Stew ist ein Zwischending aus Soße und Beilage. Stew besteht aus gebratenem oder rohen Fisch, Tomaten, Zwiebeln und einer Pfeffersoße. Einer meiner Lieblingsgerichte!
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Yam mit Stew und rohem Fisch, in meiner Hand ein Wasserbeutel |
Stew wird auch oft mit Reis oder Yam (Knollengewächs, ähnlich wie Kartoffeln, vom Geschmack allerdings besser) gegessen.Salat gibt es selten, allerdings kann man sich überall frische Früchte kaufen(Orangen, Ananas, Melonen) und bei uns im Garten wachsen Papayas :-)
Zum Frühstück gibt’s meist süßes Brot, hier meist Brot mit Kokosnussgeschmack. Richtig lecker.
Das Brot isst man oft einfach so, aber man kann sich auch ein Eier-Tomate-Zwiebel - Omlett machen. Hier im Haus mach ich mir auch gern einfach ein Tomaten-Zwiebel-Thunfisch-Sandwich, zusammen mit dem Kaffee ein super Start in den Tag!
Den Kaffee mix ich mir mit 2 verschiedenen Kaffeepulvern und Wasser.
Was ich allerdings sehr vermisse sind Milchprodukte. Frische Milch habe ich hier noch nicht gesehen, Butter und Käse gibt’s zwar im Supermarkt für die Reichen, allerdings sehr teuer!
Ich habe mich gut an den vielen Fisch gewöhnt,er schmeckt mir mittlerweile echt gut! Und auch die Schärfe lässt mich immer weniger schwitzen.
Generell sind oft Fischgräten im Essen, die ich mittlerweile mitesse, das Raussuchen war mir zu nervig (gut durchkauen und ab dafür).
Dann gibt es noch Red-Red; frittierte Kochbananen (roh nicht genießbar) mit einer Art Bohnensoße.
Wasser gibt es in Halbliter-plastikbeuteln. Eine kleine Ecke wird abgebissen und dann getrunken (an alle Ghanaer: Rekord bei Amina gebrochen! 3,89 sec.! :P )
Es ist ziemlich bewölkt in diesen Tagen, wenig Sonne, und jeden Mittag fängt es an zu regnen, manchmal hört es bis zum Abend nicht auf. Regenzeit halt. Das finde ich nicht ganz ideal, ein bisschen mehr Sonne und weniger Regen wär toller, aber ich bin ja nicht bei wünsch dir was, immerhin ist es von den Temepraturen her T-Shirt und kurze Hose - Wetter, könnte meinetwegen aber auch noch wärmer sein. Aber ich willmich nicht beschweren:
Schöne Grüße nach Deutschland :P
Nachmittags spiele ich gern mit den Gehörlosen Fußball oder Volleyball, oder trommel ein wenig mit den Trommel-Schnitzern,was viel Spaß macht.
Ich fahre viel Fahrrad, jeden Morgen zur Schule und mittags zurück und nachmittags wohin auch immer. In Aburi hab ich Kofi kennengelernt, der mit Touristen meißtens ein wenig mit Fahrrädern in der Gegend rumfährt. So werde ich dieses Wochenende auf eine größere 2-Tagestour mitkommen, was sicherlich super wird.
Skateboardfahren tue ich natürlich auch, aber dazu erst nächste Woche mehr, ich bin da an was dran...
Ca. eine halbe Stunde Fußweg entfernt von meinem Haus ist ein wunderschöner Wasserfall, der auf mich sehr beruhigend wirkt.
Als Nico zu Besuch war sind wir im (teils hüfttiefen) Bach ca. 1km entlanggewandert, und den Wasserfall hochgeklettert. Dort hatten wir zwischendurch das schöne Gefühl, dass hier vielleicht noch nie ein Mensch war, was allerdings sicherlich nicht stimmt.
Fotos vom Wasserfall wird es vorerst nicht geben. Der Wasserfall liegt weit im Wald, und es gibt Berichte von Überfällen, und so gehe ich dort immer ohne Geld, Kamera oder sonstigem Wertvollen hin, bisher ist allerdings noch nichts passiert.
Außerdem haben Judith und ich uns Gedanken um Plastikentsorgung hier in der Gegend gemacht, momentan sammeln wir noch Informationen, doch auch dazu erst mehr, wenn die Pläne aus den Babyschuhen rausgewachsen sind ;-)
Ich hab es nach vielen Fehlversuchen übrigens endlich geschafft, mich als Auslandsdeutscher zu registrieren. Unglaublich, dass man das übers Internet machen MUSS, eine manuelle Registrierung bei der Botschaft ist nicht mehr möglich...
Mehr fällt mir gerade nicht ein, Fragen (und gerne auch sonstiges Feedback!) bitte einfach als Kommentar oder e-mail direkt an mich, ich versuch sie dann zu beantworten.
Viele Grüße nach Deutschland!
Klaas